Projekt „Gothic Friday“ – Januar: Wie bist du in die Szene gekommen?

Letztes Jahr habe ich mehrfach probiert an dem Blogprojekt „Freitagsfüller“ teilzunehmen. Es ist mir nicht regelmäßig gelungen und schnell auch ganz gescheitert. Jede Woche am gleichen Tag einen Artikel reinsetzen – unmöglich.
Und genau aus diesem Grund finde ich das Konzept des „Gothic Friday“ richtig gut. Einmal im Monat, 2 Wochen Zeit den Beitrag zu verfassen.

Mit dem Jahresanfang kommt also zunächst der persönliche Szenebeginn.

Diese „schwarze Szene“ ist etwas sehr merkwürdiges:
Sie beschwert sich über die Intoleranz der „Anderen“, ist aber selbst nicht besser.
Neue Gesichter werden lange Zeit skeptisch beobachtet.
Wenn man zu Musikstücken tanzt, obwohl man sie man zuvor noch nie gehört hat, kommen sogar abfällige Kommentare des DJs.
Neue Weibchen werden von den Szenedamen besonders kritisch beäugelt: Die klauen uns die wenigenMänner, die es hier überhaupt gibt.

Ich mag die Szene nicht. Ich mag dieses Gerede und die dauernde Konkurrenz von Parties sowie DJs nicht. Ich möchte einfach nur dahin gehen und feiern können, mit meinen Freunden quatschen, neue Leute kennenlernen und mich nicht für alles, was die „Szene“ irgendwie kennzeichnet rechtfertigen müssen. Egal ob das Musik, Kleidung, Haarfarbe, Freunde, Einstellungen, etc. sind. Und rechtfertigen möchte ich mich schon gar nicht denen gegenüber, die sich selbst als Szenemitglied ansehen.

Von meinem – bis heute wohl bewusst nicht vollständig abgeschlossenen – Einstieg in die „schwarze Szene“ gibt es zwei Versionen.

Die offizielle:
In der 11ten oder 12ten Klasse haben wir im Deutschunterricht Gottfried Benns Morgue Lyrik durchgenommen. Diese hat mich so sehr fasziniert, dass ich im Internet weitere Recherchen angestellt habe und so auf die musikalische Inszenierung dieser Gedichte durch Das Ich gestoßen bin. Von da habe ich meine Fühler dann in alle Richtungen dieser Musikszene ausgestreckt. Sowohl harmonisch elektronischer Art wie z.B. Depeche Mode, die ich zuvor auch schon bei Rock am Ring live gesehen hatte, als auch elektronisch brutalerer Art, wie etwa Combichrist und wirklich poppiger Art wie sie bei And One zu finden ist.

Metal-Streuselkuchen

Der eigentliche Einstieg jedoch, hörte „damals“ auf den Namen Antiheld.
Und der Übergang war nicht so schwer. Ich war eine musikalisch nicht eindeutig orientierte Seele. Bin mit Metal und Rock aufgewachsen, habe einen Ausflug in den Dance-/House-Sektor gemacht (davon ein Bild zu zeigen wäre sozialer Selbstmord) um mich dann wieder im Bereich Metal niederzulassen. Die Musik aus den Discotheken in Filmen wie Blade und Matrix fand ich immer toll, wusste aber nicht, wo sie hingehört. Mittlerweile weiß ich das und bin glücklich damit. Aber ich habe den Weg nicht selbst gefunden.

Und wo ist sie jetzt, diese "Szene"?

Ich verdanke ihm so viel und habe doch alles riskiert  – und dabei verloren.

9 Gedanken zu „Projekt „Gothic Friday“ – Januar: Wie bist du in die Szene gekommen?

  1. Danke für den (ernüchternden) Einblick in deine Beziehung zur schwarzen Szene. In punkto fehlende Toleranz innerhalb der Szene kann ich dir zustimmen, was aber deine anderen Erfahrungen angeht (auf unbekanntes Lied tanzen, kritisches Beäugen durch andere Damens…) da fällt mir das schwer. Ich kenne so etwas nicht aus der schwarzen Szene und ich war schon in verschiedenen Städten und auf vielen Dark Parties.

    Dein Beitrag lässt allerdings einige Fragen offen:
    – Du schreibst „Ich verdanke ihm so viel…“ – wen meinst Du?
    – Interpretiere ich das richtig: Du fühlst dich also nicht der Szene zugehörig, sondern hörst nur gern mal die Musik?

    Help me to understand…

    • Ich fange mal von unten an:
      – Ich fühle mich der Szene in gewisser Weise sehr wohl zugehörig. Wenn man den Begriff Szene in die „allgemeine“ schwarze Szene und die „lokale“ schwarze Szene aufsplittet, dann bin ich Teil der ersten und nicht der letzten zugehörig.
      Durch die vielen Berichte, die ich hier bislang gelesen habe, bin ich mir jedoch auch sicher, dass das an dieser sehr westdeutschen Stadt liegt. Die lokale Szene ist geprägt von Intrigen, Eifersucht und Neid. Da kommt Streit auf, wenn man eine Party in einer anderen Stadt besucht und die schwarze Szene hier wird in zwei Lager gespalten.

      – Ich meine diesen „Antihelden“, der mich zu einigen Überlegungen angeregt hat und durch den mir vieles über das Leben, die Gesellschaft und mich selbst klar geworden ist.

      – Wie bereits gesagt: Es freut mich, dass man in anderen Städtchen offenbar freundlicher aufgenommen wird. Merkwürdig eigentlich, da wir hier unibedingt einen sehr hohen Männeranteil haben. Vielleicht ist die Stadt und ihre „Szene“ ja auch einfach nur zu klein für so viele DJs, Clubs und die daraus resultierende eher hohe Frequenz der schwarzen Parties…
      Das Schlimmste ist einfach dieses ständige Gerede. Boykotte diverser Veranstaltungen weil ein DJ zu einem anderen irgendetwas doofes gesagt hat, an einem bestimmten Tag eine Party veranstaltet, in einem bestimmten Club auflegt, …
      Und als besucher dieser Veranstaltungen ist dann auch noch Rechtfertigung erwünscht. Das nervt einfach und trübt so mein Bild auf die hiesige „Szene“.

  2. Ok, mit dieser Erklärung kann ich das alles besser verstehen. Sicher gibt es das auch in der schwarzen Szene und es ist umso „geballter“/konzentrierter vorhanden, je kleiner die Stadt. Das mit den DJs gibt es hier im Rhein-Main-Gebiet in einigen Kreisen auch, aber man kann sich gut davon fernhalten, weil man 3 Städte + einige Parties auch im Umland zur Verfügung hat. Mir ist das persönlich auch immer egal, wer jezt mit wem und warum „kann oder nicht kann“ – ich will einfach einen schönen dunklen Abend und Spaß haben. Kann Dich da nun wirklich besser verstehen. ABer es ist zum Glück nicht überall so. Umziehen? Schwierig, wenn du gerade baust, oder?

    Ich glaube, du musst beim Spontis auf der Januar-Themenseite noch mal einen Link zu deinem Artikel hinterlassen – einfach kurzen Kommi dazu mit Link hierher. Die automatischen Trackbacks funsen irgendwie nicht…

  3. Richtig, keine Ahnung warum das nicht funktioniert.

    Wie auch immer. Vielen Dank für deinen recht ambivalenten Beitrag, der kein gutes Licht auf die „Lokale“ Szene deiner Umgebung wirft. Aber auch das kommt sicher nicht selten vor. Im Rhein-Main-Gebiet ist die Szene meiner Meinung nach sehr stark, hat viele Möglichkeiten und auch tatsächlich gute Treffpunkte.

    Doch hier in der Umgebung sieht es ähnlich aus. Für viele ist Szene nur eine Art sich zu kleiden und nicht mehr. Dadurch bleibt das, was Oberflächlichkeit ausmacht vollständig erhalten und gaukelt nur unter einer schwarzen Hülle etwas vor. Es bleibt wohl nicht aus, enttäuscht zu werden – gerade von denen, die es offenbar anders erwarten lassen könnten.

    Halte durch und nutze deine Möglichkeiten über den Tellerrand deiner schwarzen Gemeinde zu schauen, irgendwo, ja irgendwo findest du etwas oder jemanden der das, was du unter schwarze Szene verstehst noch weiter unterstreicht als dein „Antiheld“.

    Und überhaupt: Ein DJ soll nicht reden, sondern Musik auflegen 😉

  4. Ich finde die Bildunterschrift „Und wo ist sie jetzt, diese „Szene“?“ witzig. Das hab ich mich auch schon oft gefragt. 🙂 Bei uns ist sie jedenfalls nicht mehr, seit die einzige regelmäßige Dark-Veranstaltung vor einigen Jahren dicht gemacht hat. Es gibt nun verstreut einzelne Veranstaltungen in Richtung „Schwarz“, aber dort finden sich eigentlich nur sehr junge Leute ein. Ich war schon seit Jahren nicht mehr dort.

    Die von dir beschriebenen Szenen mit sonderbaren DJs und Hackereien habe ich nie erlebt. Was ist denn das auch für ein Blödsinn? Mich interessiert doch der DJ nicht und seine Meinung schon gar nicht. Der soll Musik auflegen.

  5. Positive Erfahrungen in der schwarzen Scene.

    Kreaturen der Nacht fühlen, lieben und leben nur in der Dunkelheit, weit ab von Farbe und Inszinierung. Dort sind sie unter ihres Gleichen, weit ab von der Oberflächlichkeit der Blender. Am Tag treffen sie Menschen, meinen es wären Freunde, doch dreht man Ihnen den Rücken zu, dann sind es auch nur Pharisäer. Tagsüber läuft man scheinbar mit der Masse, folgt dem Spiel. Doch leben die Kreaturen der Finsternis nur in Ihrer Welt. Diese Welt beginnt, wenn die Dämmerung einsetz. Eine Zeit startet, in der alle aus Ihren Verstecken kommen, um frei zu sein. Dort in der Nacht, im Tiefen schwarz, sind sie unter ihres gleichen, Kreaturen die einen selbst verstehen, die das verstehen, was einen ausmacht. So wenige verstehen uns. Wie oft sieht man, dass man eigentlich alleine ist.
    Denn auf wen kann man sich verlassen?
    Wer ist da für einen? Wir sind stolz, zu stolz um nach Hilfe zu fragen. Denn wir schaffen unser Leben, wir sind stark und besonders. Deswegen heben wir uns ab von den Blendern.

    Wer spürt das blutende Herz? Welcher Mensch hat so viel Feingefühl, soviel Emotion?
    Wer kann die Eiswand zerbrechen, hinter der wir einsam leben?

    Es kommen mehr und mehr die Gedanken, diese Welt in der wir gerade uns bewegen einfach den Rücken zu kehren. Alle Brücken abzubrechen, einfach still und heimlich zu gehen, wem würde es auffallen? Würde es nur denjenigen auffallen, die Profit aus unserem Leben und Tun ziehen?
    Wo sind echte Freunde? Was ist ein echter Freund? Wo sind die, die man an sein Herz lassen würde?
    Manche der Kreaturen der Nacht haben Flügel, doch sind ihre Flügel gebrochen. Sie erheben sich nicht über uns, sie fliegen und schweben nicht über uns, sie haben den Himmel beherrscht. Sie waren so mächtig. Doch wo sind diese mit ihrer Kraft, die einen zur Seite stehen?.

    Überall ist Bitterkeit, wo man sich umschaut, doch nur in der Dunkelheit, in der Welt der Nachtgeschöpfe ist leben, Freiheit. Eine Welt, die zu leben weiß. Doch sind es zu wenige, die Leben.

  6. Hey
    ich freu mich immer wenn Neulinge sich tanztechnisch auch mal an neuen Musikstücken probieren. Und ich denke die ruhigeren DJs geben mir da auch Recht. Die lauten sind nicht das Spiegelbild aller, das muss ich dann doch mal betonen 😉

    Ja und mit dem CD/Platten-Schubsen kommt automatisch etwas mimosenhaftes dazu, DJs sind eben alle Diven, also darf ich auch mal sensibel sein ^^

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