Die Qual der Wahl

Vor langer, langer Zeit habe ich diesen Artikel angefangen.
Ich habe ihn aber nie veröffentlicht und ich weiß nicht warum. So schlecht war er doch gar nicht:

 

Fliesen aussuchen ist irgendwie vergleichbar mit der Berufswahl.

Man trifft eine Entscheidung, mit der man erstmal so zwanzig oder auch mehr Jahre leben muss. Es geht hier nicht darum 20 Jahre das gleiche zu machen, sondern darum 20 Jahre das Gleiche zu sehen.

Beim Beruf macht es einem die große Auswahl auch sehr schwer. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern, und erst recht meine Großeltern, es da noch deutlich leichter hatten. Die hatten – je nach Schulabschluss – eine Hand voll Ausbildungsberufe oder Studiengänge zur Auswahl. Da wählt man dann das kleinste Übel 😉
Außerdem haben sie sich wirklich einen Beruf ausgesucht.
Das ist ja heute gar nicht mehr. Mittlerweile wählt man eher seinen Arbeitsweg. Ein Bäcker backt doch heute nicht mehr einfach nur Brot. Ein Schneider kürzt entweder in einem kleinen Laden in der Innenstadt Hosen, näht Herrenanzüge auf Maß in einem schicken Atelier oder macht etwas ganz anderes.
Der Journalist schreibt nicht zwangsläufig für Zeitungen und Magazine. Oft berät er z.B. auch Firmen und Politiker, was diese den den anderen Journalisten sagen sollen.
Ein Physiker muss nicht lehren und forschen, er kann vielleicht auch jede Woche im Fernsehen auftreten. Baggerlöcher besichtigen, Lebensmitteln beim allmählichen Verfall zusehen und was sonst noch so interessant für den Zuschauer ist.
Anwälte arbeiten nicht nur typischerweise in Kanzleien sondern ebenso charakteristisch in der Wirtschaft, in Krankenhäusern, und überall sonst, wo Menschen Fehler machen und trotzdem möglichst ohne blaue Augen davonkommen wollen.

Zu dem Problem, dass ein Beruf heute nicht mehr eng mit einer bestimmten Arbeit verbunden ist kommt das Problem, dass es so viele verschiedene Berufe gibt:
Was früher ein Betriebswirt und ein Ingenieur war ist heute ja ein Betriebswirt, ein Ingenieur und eine Wirtschaftsingenieur. Plus diverse Quereinsteiger.

Fliesen sind auch so. Als meine Oma ihr Bad gefliest hat gab es weiß (für öffentliche Sanitäranlagen), blau, braun, rosa, gelb und grün. Dazu dann jeweils Fliesen mit unterschiedlichen Blumenmotiven, die dazwischen gesetzt wurden.
Ende.

Heute gibt es all diese Farben.
Dazu etliche Grautöne: mit Maserung – streifig, rauschig oder eher fleckig, mit wenig Maserung, ganz ohne Maserung, mit warmen Erdtönen in der Maserung, im Grundton, hell, nicht ganz so hell, dunkler, noch dunkler und ganz dunkel.
Grau kann aber nicht nur mit erdigen Tönen gemischt werden sondern auch ins Grüne oder Violette gehen. Es kann aussehen wie Beton, wie Estrich oder wie Granit.
Fliesen sehen unter Umständen auch aus wie Stahl, oder wie Holz. Sie sind aus Steinzeug, aus Ton, tatsächlich aus Granit, Marmor, …

Und dann die Formate.
Früher gab es 30×30 auf dem Fußboden und 20×25 an der Wand. Keine Diskussion. Ich habe heute Fliesen in etwa 5×50 und in 60×120 gesehen. Quadratisch, rechteckig, streifenförmig.

Fugen!
Fugen müssen nicht grau oder braun sein. Und sie müssen auch nicht immer Kreuze bilden. Fugen müssen nicht parallel zu Wänden verlaufen.

Egal wofür man sich entscheidet, irgendwas besseres gibt es wohl immer.
Und man wird immer irgendjemanden um seinen Job beneiden. Sei es wegen der Arbeitszeiten, der Bezahlung, dem Ansehen in der Öffentlichkeit, der Verantwortung, oder, oder, oder.

Nach etlichen Stunden und vielen teils sehr ähnlichen Platten, haben wir endlich etwas gefunden, was wohl in 20 Jahren genauso modern sein wird, wie heute grüne und rosa Badezimmer.

Klarname und Anonymität

In den letzten Tagen gab es 2 Anstupser, um mich nochmal mit meiner Identität im Internet auseinanderzusetzen:

Ein Bericht im Radio über die Klarnamenpflicht in Südkorea und dieser Artikel, in dem es eigentlich um Gründe geht, warum Mike Schnoor nicht jedem Twitterer folgt.

Schon während der Radiosendung habe ich mir überlegt, was es für mich bedeuten würde, wenn ich überall im Internet meinen vollständigen Namen angeben müsste.
Mein Blog würde dann wohl verschwinden, ebenso mein Twitter-Account.
Ich stehe zu allen Inhalten, die ich hier poste und würde jedem, der danach fragt meinen Namen nennen.
In diese Richtung, ist das vollständig okay für mich. Soll ruhig jeder Leser wissen, wer hier über so belanglose Themen wie Haare und Menschen im Wartezimmer schreibt.

Und genau da setzt dann auch der Artikel von Mike Schnoor an. Er schließt im Endeffekt diejenigen aus, die ihre Anonymität nutzen, um Nonsense zu posten ohne ihren Kopf dafür hinhalten zu müssen. Beleidigungen, Kritik, Spam und das alles ohne Konsequenzen.

Das ist jedoch nicht der Grund für mein Pseudonym. Mit anderen Inhalten würde ich vermutlich auch zu denen gehören, denen er trotz Pseudonym folgt.

Ich nutze es nicht, um vollständig anonym zu sein. Ich poste viele persönliche Dinge und vermutlich wäre es ein leichtes, anhand der Daten aus meinen Artikeln in Erfahrung zu bringen wann ich wo mein Pflegeexamen gemacht habe. Darüber kommt man dann auch recht schnell auf meinen Namen. Und jeder Blogger, dessen Srtikel ich schon kommentiert habe, kennt ihn ohnehin. Schließlich wird dabei fast immer nach der Email-Adresse gefragt.

In die andere Richtung möchte ich das nicht.

Ich möchte nicht, dass etwa potenzielle Arbeitgeber meinen Namen bei Google eingeben und als erstes zu lesen bekommen, dass ich für mein Examen nicht gelernt habe und auch jetzt noch ein ausgeprägtes Motivations-/Disziplinproblem habe.

Das Internet ist für mich mehr wie ein Sportverein.
Mein Arbeitgeber muss ja auch nicht wissen, in welchem Fitnessstudio ich angemeldet bin und wie oft ich dort trainiere. Umgekehrt darf aber das Fitnesstudio gerne wissen, wer ich bin. Und im Fitnessstudio darf auch meinetwegen jeder wissen, an welchen Geräten ich trainiere, wie oft ich da bin, etc.

Die Geräte im Internet sind dann nicht die Beinpresse und der Crosstrainer sondern Twitter und mein Blog.

Während ich bei all meinen Aktivitäten außerhalb des Internets selbst entscheiden kann, wem ich davon erzähle, kann ich das im Internet nicht.
Und daher mein Pseudonym.
Damit wird das Internet zu einer Aktivität wie jeder anderen, von der ich erzählen kann, oder nicht:

Wie den Namen eines Vereins kann ich mein Pseudonym entweder weitergeben oder für mich behalten.

Ich bin nrsss.
Krankenschwester, unentschlossen, Zicke, faul, habe von vielem keine Ahnung und bin aktuell böse erkältet.

 

Tschick

Tschick, so heißt das Buch, das ich bis vor ca. 2 Minuten gelesen habe.

Tschick, ist das eine merkwürdige Schreibweise von „schick“ oder vom englischen „chick“?
Weder noch, es ist der Spitzname von Andrej Tschichatschow.

Um ehrlich zu sein fand ich das Buch anfangs öde. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht nach den ersten 20 Seiten weggelegt habe. Mir war kurzzeitig danach. Jetzt kann ich nicht sagen, wann der Wendepunkt kam. Wann die Langeweile durch fesselndes Interesse ausgetauscht wurde. Aber es ist passiert. Irgendwo zwischen langweiligem Gerede über Spitznamen, Beyonce und einer Autobahntankstelle hat es mich in seinen Bann gezogen und erst losgelassen, als ich die letzte Zeile gelesen habe.

Es geht um geklaute Autos, um einen Schweinetransporter, eine Sprachtherapeutin, die Verwendung einer Armbanduhr als Kompass, Brombeeren, Leben auf anderen Planeten, einen Sessel im Pool und natürlich um das erste Mal verliebt sein.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Buch bald hunderte Schüler im Unterricht lesen müssen. So wie ich in der 5ten oder 6ten die „Vorstadtkrokodile“ von Max von der Grün und irgendwann später „Die Einbahnstraße“ von Klaus Kordon lesen musste.

Es ist so unglaublich abenteuerlich und kaum vorzustellen, dass es tatsächlich Schüler geben könnte, die in den Sommerferien genau das erleben. Aber irgendwie haben wir doch in der 8ten Klasse alle davon geträumt mal etwas richtig aufregendes zu erleben. Und auch wenn man sich jederzeit bewusst ist, dass das, was die Jungs da treiben falscher kaum sein könnte, drückt man ihnen doch die Daumen.
Man lernt etwas über Freundschaft, über Recht und Unrecht und vor allen Dingen darüber, dass es wichtigeres gibt, als aus was für einer Familie man kommt.

In diesem Buch freunden sich ein unscheinbarer Junge aus reichem – aber wie so oft ziemlich kaputtem – Hause und ein russischer Junge, der eine Plastiktüte als Schultasche nutzt, unter sehr abstrusen Umständen an. Sie wollen einfach „ganz normal Urlaub machen“. In der Walachei.
Am Ende fehlt dem reichen Jungen ein Stück seiner Wade und der andere hat einen Gips.

Noch mehr schreiben wäre definitiv zu viel verraten, aber es lohnt sich!

KAUFEN – LESEN – WEITER EMPFEHLEN!

Festival und Karneval, zwischen Mystik und Konsum

Wenn vom ersten Entwurf eines Artikels zu viel Zeit vergeht, ist das hier ein schlechtes Zeichen. Solche Texte werden nie veröffentlicht. Beispiele dafür sind z.B.:

  • „Zugabe unmöglich“, mein Bericht zum Combichristkonzert im Dezember 2009
  • „Die Qual der Wahl“, über die große Auswahl bei der Fliesenbemusterung, Hausbau halt
  • „Die Ferne naht“, Gedanken über den mittlerweile bewältigten Umzug

Irgendwann sind diese Texte überholt.

Auch das Amphi-Festival 2011 ist mittlerweile lange her und mein Ärger über den Vergleich aus vielen Berichten anderer Blogger hat sich etwas gelegt. So hat etwa Robert alias Spontis  seinen Beitrag dazu einfach „Schwarzer Karneval in Köln“ genannt, und auch Sabrina spricht vom „Gothic Karneval mit Schattenblicken“.
Während Sabrina nur kurz den Artikel von Robert erwähnt und dann darauf verweist, dass nicht alles so fürchterlich war wie dieser „Karneval“, erläutert Robert ausführlich, das „Karneval“ für all das steht, was den Festival-Genuss beieinträchtigt hat, für betrunkene Menschen, die weder die Kloschüssel, noch den Mülleimer treffen. Für „Cyber“, was ich mich optisch eher an alte Loveparade-Fotos aus Berlin erinnert, als an Karnevalsumzüge mit Fanfaren und Clown-Kostümen.

Natürlich, im heutigen Karneval ist Alkohol allgegenwärtig. Wenn ich an meinen eigenen Zustand bei der letzten Rathauserstürmung denke – erinnern kann ich mich nicht mehr an vieles. Und auch Müll ist ein Problem, dass in den Karnevalshochburgen nicht nur nach den großen Umzügen am Rosenmontag, sondern auch z.B. am 11.11. und eben nach allen Rathausstürmungen bewältigt werden muss.
Doch ist das alles wirklich ein typisches „Karnevals“-Problem? Ein Problem ist es, ohne Frage. Jedoch findet es sich an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten. Es ist ein „Feier- und Generationen-Problem“. Egal was Menschen feiern, und hier ist auch egal, ob es sich um Gothics, Raver oder Karnevalisten handelt, sie feiern es heute meistens mit Alkohol. Weil Alkohol enthemmt und das ist gewünscht. Sich einmal von den Zwängen des Alltags befreien und sich gehen lassen. Und das Müllproblem kennt man doch schon von kleineren Privatfeiern: Sobald man dort Einmalgeschirr benutzt, stehen überall Teller rum, selbst wenn ausreichend Müllbeutel an Tischkanten, der Küchenzeile, etc. hängen. Servietten bleiben auf dem Tisch liegen und vielerorts stehen halbvolle Plastikbecher herum. Warum sollte das im Großen besser funktionieren?

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses besoffene, vermüllende Verhalten nicht das ist, was „Karneval“ ausmacht. Hierzu ein kleiner Exkurs zur Geschichte des Karneval:

Als Kind wusste ich nur, dass man mit den bunten Kostümen die bösen Geister vertreiben möchte. Heute weiß ich, dass man früher gleiches mit gleichem bekämpft hat. Die Geister, die im Dunkeln umherirren, also vorwiegend in den Wintermonaten, wurden Anfang November in die Häuser gelockt. Hier kann man sich die Martinsumzüge mit Laternen und Gesang vor Augen vorstellen, die bald wieder von Grundschulen und Kindergärten veranstaltet werden. Und wenn der Winter vorrüber war, sollten die Felder auch wieder fruchtbar werden, dafür mussten die Geister verschwinden. Also hat man die Nacht zum Tag gemacht, sich als Gespenster verkleidet und die ruhelosen Seelen mit Fackeln, Gesang und viel anderem Lärm aus der Stadt vertrieben. Nächtliche Zusammenkünfte fand man noch nie allzu begrüßenswert, so dass diese so genannten „Geisterzüge“ irgendwann von den Karnevalsumzügen bei Tageslicht abgelöst wurden. Vor ziemlich genau 20 Jahren wurden sie in Köln jedoch wieder eingeführt, näheres dazu erfährt man hier: Geisterzug in Köln
Zudem war es auch eine Zeit, in der die weniger wohlhabenden Bürger, auf den Straßen – oft mit Masken, um nicht erkannt zu werden – gebettelt haben. Schließlich haben sie damals noch deutlich mehr unter den Härten des Winters gelitten als heute, da gab es noch keine Nebenkostenabrechnungen, in denen die Heizkosten auf das Ganze Jahr verteilt werden konnten. Der Auftragsmangel in Handwerksbetrieben erklärt sich wohl ebenfalls von selbst.

Karneval ist also eigentlich von einem gewissen Glauben an die Zeit nach dem Tod verbunden, dieses Fest hat einen sehr mystischen Hintergrund. Karneval verkörpert wohl vieles von dem, was sich die „alteingesessenen Gothics“ auf die Fahnen schreiben: Mystische Geschichten sind faszinierend, der Tod übt eine gewisse Anziehungskraft aus, Friedhöfe haben dieses gewisse Flair. Wie viele Leute haben in ihren Beiträgen zum Gothic-Friday schon eine Vorliebe für Friedhöfe benannt?
Karneval führte den Menschen, die genug hatten, denjenigen, die sich auch im Winter gut ernähren konnten und ohne größere Anstrengung überleben konnten, die Armut der Arbeiter vor Augen. Er klagte die damalige „Spaßgesellschaft“ in gewisser Weise an und forderte sogar etwas ein.
Hier gibt es wenig Gemeinsamkeiten. Die „schwarze Szene“ lehnt die Spaßgesellschaft ab. Allerdings macht sie nicht auf sich aufmerksam sondern leidet eher stumm vor sich hin. Wobei stumm nicht ganz stimmt. Da sind kritische Liedtexte, Gedichte, Gedanken, die niemals in Worte gefasst werden. Aber all das bleibt hauptsächlich innerhalb der „Szene“.
Karneval hat sich ursprünglich geisterhaft gekleidet. Wie stellt man sich Geister vor? Ich stelle sie mir wie eine blasse Version des ursprünglichen Menschen vor. Und genau das sind doch auch die meisten in der „schwarzen Szene“ freiwillig. Blass. Sie meiden die Sonne oder setzen sich ihr nur mit hohem Sonnenschutz aus.
Einige Gemeinsamkeiten mit der „schwarzen Szene“ im Allgemeinen also.

Davon ist nicht mehr viel Übrig im heutigen Karneval. Um am offiziellen Straßenkarneval teilnehmen zu können braucht man viel Geld und Geister werden nicht mehr mit Geistern bekämpft sondern mit viel lauter Musik, bunten Farben und oft künstlich herbeigeführter guter Laune. Mittel der Wahl ist meist der Alkohol.

Ein Festival hingegen ist nichts mystisches. Gerade das Amphi, the Orkus Open Air, galt von Anfang an als Musikfestival. Die Musik und die Künstler sollen gefeiert, nicht vertrieben, werden. Ich erwarte davon also in erster Linie solche. Laute Musik um ehrlich zu sein. Live präsentierte Musik. Und genau das ist für meinen Geschmack in diesem Jahr Subway to Sally am besten gelungen. Sie haben aus ihrer Musik ein Gesamtwerk mit dem Publikum erschaffen. Die Menge brannte für ihre Musik und die Bühne brannte – dank Pyrotechnik – für beide. Warm war‘s!

Meine Fazit lautet:

Das Amphi erfüllt alle geweckten Erwartungen: das Feiern und Konsumieren von Musik. Karneval hingegen hat einen mystischen Hintergrund, lässt diesen jedoch nur noch selten erkennen und sollte eigentlich mit seiner Geschichte mehr Anziehungskraft auf das „schwarze Volk“ ausüben, anstatt nur als Metapher für Suff und Müll herzuhalten.

Oh du fröhliche!

Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir dieser Schnee auf die Nerven geht.

1. Andauerndes Schneeschaufeln. So viel Sport treibe ich das ganze Jahr über nicht. Und möchte ich auch gar nicht!

2. Rutschgefahr beim gehen, laufen und fahren. Die Schrecksekunden sind nicht mehr einfach zu zählen.

3. Parkplatzsuche ist Krieg! Und Krieg ist bekanntlich etwas negatives. Nichts wünschenswertes.

4. Trotz pünktlichster Bestellung sind diverse Geschenke noch immer nicht hier angekommen. Stecken wohl auch im Schnee fest.

5. Auch wenn es eigentlich nur ein beliebiger Anlass ist, sich mit der gesamten Familie zusammezurotten, ist mir dieses Fest doch irgendwie wichtig. Zu nahezu keinem anderen Anlass, außer eventuell dem Geburtstag meiner Oma, sehe (und höre!) ich sie nahezu alle gleichzeitig. Und dieses Jahr war das anders.

Witterungsbedingt war eine Fahrt zu Oma/Mama nicht möglich. Ich habe also eine neue Form von Heilig Abend kennengelernt.

Es ist so angenehm zu wissen, dass das nächstes Jahr wieder etwas normaler abläuft. Der Mensch ist und bleibt eben ein Gewohnheitstier.

Zwei Gedanken…

…zu der Stadt in der ich derzeit lebe:

Hier konnte es letztes Wochende nicht zu solchen Straßenüberflutungen kommen wie in Bochum und Essen:
Die Anwohner sind schließlich, wie bereits erwähnt, sehr auf die Laubentfernung aus. In meiner letzten Aufzählung habe ich den Herrn vergessen, der mit seinem Rasenmäher die Blätter vom Bürgersteig (NICHT von der Wiese!!!) entfernt hat.

Die Stadt scheint ein eigenes Programm zur Nachwuchsförderung zu haben:
In unregelmäßigen Abständen – in den letzten 3 Jahren immerhin 4 Mal – drehen die hier in den bereits dunklen Abendstunden einfach den Saft ab. Angeblich sollen Stromausfälle ja in engem Zusammenhang zu hohen Geburtenzahlen 9 Monate später stehen. (Gab es da nicht mal eine Geschichte aus New York?)
Mich wundert es: Immerhin funktioniert die Pille im Dunkeln genauso gut und ich wüsste auch nicht, was gegen die Verwendung von Kondomen im Dunkeln spricht…
Selbst in Hollywoodstreifen wird das Licht oft erst nach dem Akt wieder eingeschaltet…

PKV schützt vor bösen Keimen

Wie bereits angekündigt mein Beitrag zur privaten Krankenversicherung.

Vor einigen Monaten lernte ich im Rahmen meiner Stellensuche die ein oder andere Klinik kennen. Darunter auch eine, die Organtransplantationen durchführt und mir eine Stelle auf einer solchen Station angeboten hat:

An sich machte das Haus einen sehr, sehr guten Eindruck auf mich. Professionell wirkte neben dem gesamten Auswahlverfahren auch die Möglichkeit, mir meine potentiell zukünftige Station anzusehen und die Leitung kennenzulernen. Auf dem Flur begegneten mir nicht – wie ich es aus meiner Ausbildung kannte – diverese Wagen mit Verbandmaterial, Patientenakten und Pflegeutensilien. Es war alles aufgräumt. Mit einem Bett wäre man problemlos durchgekommen. Gewöhnt war ich bis dahin auch an das ständige Geräusch der Patientenklingel. Dort war alles ruhig. Die Patienten waren wohl zufrieden, wunschlos glücklich.
Das hat aber bisher noch nicht sehr viel mit irgendeiner Krankenversicherung zu tun. Die Beschreibung der Räumlichkeiten hingegen sehr wohl. Es gab nicht etwa einen eigenen Aufenthaltsraum für die Privatpatienten mit HD-TV und Bücherregal. Auch keine Massageliegen. Einzelzimmer gab es sicherlich, wurden jedoch nicht speziell aufgezählt. Die Stationsleitung erläuterte mir allerdings dass der Flur in 2 Bereiche aufgeteilt sei. A und B.
Im Bereich A gab es 2 Zimmer mit sogenannten „Schleusen“. Diese waren extra für die besonders infentionsgefährdeten Transplantationspatienten vorgesehen. Außerdem wurden privat Versicherte in diesem Bereich untergebracht.
Bereich B war eher die „Schmuddelecke“. Dort konnte man auf Patienten mit antibiotikaresitenten Infektionen treffen. Und auf die gesetzlich Versicherten.

Ich war zu schockiert in Anbetracht dieses Beweises dafür, dass es eben doch Patienten erster und zweiter Klasse gibt, ansonsten hätte ich gefragt, wo denn Privatpatienten mit MRSA liegen. Und ob transplantierte Kassenpatienten denn nur in den Bereich A dürfen, wenn sie mindestens ein Organ haben, das irgendwann einmal privat versichert war.

Privatpatienten sind also potentiell weniger infektiös oder leichter zu therapieren, als diejenigen aus der GKV. In diesem Haus auch kein Wunder…

Noch ein paar Tote mehr…

…und das Sommerloch ist gefüllt!


Alles was jetzt folgt ist unüberlegt und stark gefärbt. Auch nicht recherchiert. Geschweige denn gründlich.

Nachdem zuletzt 21 tote Loveparadebesucher dank des Sommerlochs ungewöhnlich lange in der Presse herumgeisterten, tun dies neuerdings 3 tote Babies. Gewöhnliche Babies mit gewöhnlichem Tod. Zu früh geboren, krank geboren, krank geworden. Intensivstation. Kontakt mir Erregern, die eigentlich nicht da sein sollten aber doch da sind. Weil für Hygiene kein Geld da ist. Oder keine Zeit. Oder einfach kein Personal! Und eventuell sind sie gar nicht an den Tierchen gestorben. Sie nicht.

Es ist doch total egal, wie die Bakterien in die Infusionen kamen und ob sie todesursächlich waren. Sie waren da und gehörten nicht hin. Es gehören auch keine resistenten Bakterien in Wunden, nicht in die Lunge und nicht an Herzklappen. Auch gehören sie nicht an die Hände von Ärzten, Pflegepersonal und Besuchern. Trotzdem ist jeder Patient in Deutschland zu Beginn des Krankenhausaufenthalts ersteinmal potentiell nicht infektiös. Stört ja auch keinen.
Es sterben jedes Jahr zig Tausende Menschen an den Infektionen, die sie in Krankenhäusern und Pflegeheimen erwerben. Erwachsene. Mit und ohne Familie. Jetzt sind es vielleicht drei Kinder und die Presse schreit laut auf.

Aber was zur Hölle wird das ändern?

Gar nichts.

Wie auch? Im Sommerloch zählen die toten Babies. 3,0. In Worten: Drei Komma Null. Es zählen die defekten Flaschen. 1,0. In Worten Eins Komma Null.
Ein Defekt an der Verpackung führte zur Verunreinigung. Die Mitarbeiter haben keine Schuld. Sie haben ihren Job richtig gemacht. Hatten die Zeit sich ihre Hände zu desinfizieren. Händedesinfekton ist ja auch da A und O. Noch wichtiger, als die Flaschen auf Beschädigungen zu überprüfen. Aber irgendwo muss man die Zeit ja einsparen wenn insgesamt das Personal eingespart wird.

Und so wird es bleiben. Im nächsten Sommerloch wird der Toten aus dem Tunnel gedacht werden. Den vielen Opfern des deutschen Gesundheitssystems nicht.
Wobei es ja eher ein Krankheitssystem ist. Auch wenn man Krankenkassen in Gesundheitskassen und Krankenschwestern in Gesundheits- und Krankenpflegerinnen umbenennt zählt hier die Behandlung der Kranken, nicht der Schutz der Gesunden vor Krankheiten.
Es sei denn man ist privat versichert. Aber dazu vielleicht irgendwann anders eine kleine Anekdote.

Das Loch ist jetzt erstmal gefüllt.

Das merkwürdige Essverhalten…

…ausgewachsener Geschwisterkinder zur Fütterungszeit

Egal ob im englischen oder im deutschen Sprachgebrauch: Das Beste kommt zum Schluss! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Last but not least.

So halte ich es auch mit dem Essen.

Das Leckerste am Sauerbraten sind die Klöße mit der Soße. Also bleibt davon auch ein Happen bis ganz zum Schluss übrig. Bei Tomate-Mozarella-Türmchen schmecken diejenigen mit viel Balsamicodressing besonders gut – also hebe ich mir ein solches bis zuletzt auf. Am Frühstücksei ist die Kappe langweilig. Einfach nur weiß. Hervorragend ist jedoch jeder Bissen mit flüssigem Eigelb. Also muss davon auch auf dem letzten Löffel etwas sein.

Neulich passierte etwas, was mich zutiefst verletzte: Der Froschkönig klaute mir meinen kostbaren letzten Bissen. Das Beste. Das Leckerste. Er war der Meinung, ich würde es ja liegen lassen weil ich es nicht haben will. Er meinte es vermutlich kein bisschen böse. Wollte mir nichts wegnehmen, was ich so gerne mag.
Seitdem beobachte ich ihn beim Essen häufiger. Nicht nur um abschätzen zu können wann er mir wieder meine Kostbarkeiten vom Teller angelt. Wobei das bislang gut funktioniert. Ich versuche vielmehr zu verstehen, warum er eben das Beste nicht zum Schluss nimmt.
Erst als er am Sonntag – nach einer aufgewärmten Portion Sauerbraten – sagte, dass er sich angewöhnen müsse langsamer zu essen fiel es mir wie Schuppen von den Augen:

Er ist das Essen im Rudel gewöhnt. Geschwister, Mitschüler, Freunde, Kollegen und andere Raubtiere, die ihm die besten Stücke wegessen, wenn er sie nicht als erstes isst.
Als Einzelkind hatte ich dieses Problem bisher nie. Im Gegenteil. Mamas Liebling. Nimm nur Kind. Welches Stück Fleisch möchtest du denn? Lass liegen was dir nicht schmeckt.

Als Einzelkind lernt man schon irgendwie ein verdrehtes Weltbild kennen. Nirgendwo werden die besten Jobs, die tollsten Büros, die besten Wohnung, die schönsten Autos bis zum Schluss zurückgehalten. Meist geht es doch darum:

Wer zuerst kommt malt zuerst!