Plastik, schön war’s

Es ist jetzt schon fast 3 Monate her, dass Heike in ihrem Blog “Haselnussblond” über den Film “Plastic Planet” und ihre Konsequenzen daraus berichtet hat.

Mein erster Eindruck war, dass das für mich ja eigentlich alles nichts neues ist. Ich weiß, dass hormonähnliche Stoffe aus Plastik freigesetzt werden, wir daher schon ewig kein Wasser mehr in PET-Flaschen kaufen und dass dieses Phänomen dauernd unter den Teppich gekehrt wird, weil all die Kunststoffe uns das Leben so enorm erleichtern und da eine rieisige Lobby hinter steht. Auch von den riesigen “Plastikinseln” in unseren Ozeanen habe ich nicht erst durch die Simpsons und How I met your mother erfahren.
Wobei ich mich selbst diesbezüglich nur teilweise in der Verantwortung sehe. Ich werfe meinen Müll grundsätzlich in Mülleimer und nicht einfach in die Landschaft.
Wann immer möglich, trenne ich meinen Müll. Ich reiße ja sogar die Luftposterfolie aus diesen dicken Briefumschlägen. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Müll verbrannt wird und nicht in irgendwelchen Meeren oder sonstwo landet.

Mein zweiter Eindruck war, dass ich es kritisch sehe, möglichst viel Plastik aus dem eigenen Haushalt zu ersetzen, nur weil man sich plötzlich dessen Brisanz bewusst geworden ist. Sie hatte da als Beispiel unter Anderem ihre “Kompostsammelstelle”: Eine alte Waschmittelverpackung. Da hielt ich es für wenig sinnhaft, etwas zu entsorgen, dass lediglich mit Abfall in Berührung kommt und etwas neues anzuschaffen. Das habe ich auch so kommentiert.

Ebenso habe ich kommentiert, dass ich beispielsweise meine intakte Rührschüssel, mit der mein Kuchenteig ja nur kurz in Berührung kommt, nicht einfach entsorgen würde.

Denkste:
Kurz darauf habe ich wieder gebacken und mir vorher die Schüssel genau angesehen: Da war ein kleiner Riss im Boden, Kratzer und Verfärbungen im Inneren – eigentlich echt unappetitlich.
Ich habe also direkt eine meiner Metallschüsseln aus der Schublade geholt und den Teig darin gerührt. Die Kunststoffrührschüssel ist in der gelben Tonne gelandet.
Warum ich die überhaupt noch hatte, obwohl genügend Alternativen im Schrank standen weiß ich gar nicht.

Schließlich hat die Neugier gesiegt und ich habe mir den Film angesehen. Zusammen mit dem Froschkönig. Vor dem Nachtdienst. Daher erstmal nur die erste Hälfte. Hätte ja nicht gedacht, dass er so lang ist!
Die erste Hälfte war wenig beeindruckend: Es geht um Müll. Viel Müll. Das mit den Schwebteilchen im Meer war mir so nicht klar. Okay. Aber wie bereits geschrieben: Mein Müll landet da eher nicht. Da würde es also nichts dran ändern, wenn ich weniger Plastikmüll produziere.
Die zweite Hälfte kam am nächsten Tag dran: Der Fokus liegt darauf, was Bestandteile der Kunststoffe bei uns im Körper machen. Bzw. dass sie überhaupt in diesem Ausmaß in unseren Körper reinkommen.

Der zweite Teil des Films wurde dann noch verstärkt dadurch, dass ich mir kurz darauf die Quarks & Co.-Sendung zum Thema “Hormone” angesehen habe. Ohne, wäre bei mir vermutlich deutlich mehr Skepsis zurück geblieben.
Der Regisseur (und quasi die Hauptfigur) des Films, Werner Boote, trinkt während des Films immer wieder Wasser aus einer Kunststoffflasche. Deckt zudem auf, wie belastet sein eigener Körper durch die hormonähnlichen Stoffe ist und trinkt direkt wieder aus einer solchen Flasche. Gepaart damit, dass sein Großvater wohl aktiv in der “Kunststoffindustrie” tätig war, wirkt es teilweise einfach reißerisch und nicht mehr sachlich.

Insgesamt ging es mir wie Heike, als ich mich hier umgesehen habe: So viel Plasik gibt’s hier gar nicht. Natürlich bestehen einige Küchengeräte zu einem großen Teil aus Kunststoff, etc.
Aber es gibt hier beispielsweise keine “unnützen Rumstände” daraus. Und selbst meine Salatschleuder war immer schon (überwiegend) aus Edelstahl, meine Holzpfeffermühle ist unersätzlich, die Wolldecken sind tatsächlich zu 60% aus Baumwolle und in meinem Kleiderschrank überwiegt ebenfalls eindeutig die Baumwolle.

Das meiste findet sich allerdings doch in der Küche. Viele Lebensmittel werden darin wirklich gelagert. Mehl, Zucker, Kakaopulver, eingefrorene Reste, die Zitruspresse, die sich eigentlich schon in ihre Bestandteile auflöst, ein 1l-Messbecher, Messergriffe, ein Geizhals und Dinge, bei denen ich nicht darauf verzichten werde: Müllbeutel.
Auch im Badezimmer werde ich auf vieles nicht verzichten: Meine elektrische Zahnbürste, die DentTabs in ihrer Kunststoffdose, auch hier Müllbeutel und nicht zuletzt sind auch sämltliche Reinigungsmittel, die ich im ganzen Haus verwende in Plastik verpackt.

Küchenkram (fast) ohne Kunststoff

Küchenkram (fast) ohne Kunststoff

Tatsächlich habe ich kaum etwas neu gekauft:

  • Einen Glasmessbecher hatte ich ohnehin schon. 2005 habe ich mir mal ein Set im Aldi gekauft. Den großen hat aber jemand versehentlich kaputt gemacht, bei dem Versuch mir zu beweisen, dass er nicht aus Glas ist. Da habe ich nur noch einen neuen, großen gekauft.
  • Die Metallschüsseln, allerdings mit Gummi-Antirutschboden, habe ich vor einiger Zeit von meiner Mutter geschenkt bekommen. Ein Dreierset von bo-frost. Dazu kommen die einfachen “Halbkugeln” von Ikea in 4 verschiedenen Größen. Auch die gibt es hier schon ewig und wurden nur ergänzt, weil meine Salatschleuder nach 8 oder 9 Jahren kaputt gegangen ist (ein Kunststoffteil ist gebrochen). Da musste also wieder eine aus Edelstahl her.
  • Mehl und Co. suchen noch nach einer optimalen Lösung. Vorerst gibt es Apothekerflaschen. Für den Zucker und meine Bierhefetabletten ist das toll. Für etwas das weniger gut rieselt, also Mehl und Kakaopulver, eher eine staubige Angelegenheit. Aber sieht toll aus. Salz wird z.B. auch noch darin einziehen, ebenso mein Vorrat an Pfefferkörnern.
  • Die neue Zitruspresse ist aus Metall und mindestens genauso gut, wie die alte aus Plastik. Sie ist nicht schwerer, ebenso bruchsicher, hygienisch und sieht nett aus.
  • Was ich schon lange haben wollte, wofür ich aber immer zu geizig war, ist das Teelamaß aus Metall. Fand das immer sooooo schön, wenn ich im Teeladen stand. Aber es ist doch verrückt, so viel Geld dafür auszugeben, wenn man sich die Plastikvariante einfach so mitnehmen kann. Aber die 3 bunten Löffelchen (Warum eigentlich 3?!) waren eben ersetzbar und wären nie kaputt gegangen. Das ist jetzt aus gesundheitlicher Sicht sicher total irrelevant. Aber egal: Sieht toll aus, der neue, schwere Messlöffel.

Ansonsten konzentriere ich mich, genau wie Heike, eher bei Neuanschaffungen darauf, was ich kaufe. Ich würde mir z.B. lieber noch mehr Messer mit Holzgriff zulegen. Vielleicht im Frühjahr wieder in Kornelimünster, auf dem historischen Jahrmarkt… Da hab ich schon 3 Stück gekauft. Und ich suche nach einem Wasserkocher mit Temperaturvorwahl, bei dem der Behälter komplett aus Edelstahl ist. Neue Kleiderbügel sind aus Holz und wenn etwas kaputt geht, wird eben auch wieder die Variante ohne Plastik gewählt.

Das Überraschendste ist allerdings, dass auch der Froschkönig voll dahinter steht. Teilweise sogar konsequenter als ich. Mir kamen ja wieder Zweifel, als ich diesen sündhaft teuren Messlöffel bei Tee Gschwender kaufen wollte. Er hat mich dann quasi dazu überredet.

 

Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich den Film anzusehen. Er ist optisch nicht wirklich ansprechend, hat wie bereits angedeutet seine Passagen, die man kritisch hinterfragen sollte, ist aber dennoch ein heftiger Denkanstoß. Wenn man diesen denn haben möchte
Und lest Heikes Blog! “Haselnuss-Weltverbesserer-Blond” passt eigentlich viel besser.
Außerdem: Guckt mehr Quarks & Co.! Da würde ich gerne noch die 7 Dinge über Kleidung empfehlen.